Vor ca. 20 Jahren habe ich ein ehemals bäuerliches Anwesen erworben.
Das Häusle war nicht mehr als eine Ruine, es behutsam und im Sinne des Denkmalschutzes wieder herzurichten, fiel mir mit einem Restaurator als Vater zur Seite nicht schwer.
Als ich im ersten Sommer allerdings im Obstgarten stand, schaute ich etwas fassungslos auf die Bäume:
“Und nun?”
Als hauptberufliche Musikschullehrerin mit dem Schwerpunkt Alte Musik kannte ich zwar den Unterschied zwischen italienischem und französischen Hochbarock, einen Birnbaum von einem Apfelbaum konnte ich aber bis zum Ansetzen der Früchte nicht unterscheiden.
Also kaufte ich mir ein Buch über das Einmachen. Ich fing an, probierte, experimentierte, kaufte mehr Bücher (immer mehr!), fing an Wildfrüchte zu sammeln usw.
Meine Schaffenswut kannte keine Grenzen, ich hatte einen unglaublichen Spaß an der Sache. Bald war es natürlich viel zu viel zum selber essen, auch zum verschenken. Da sagte eine Freundin zu mir: “ Verkauf deine Sachen doch!”
Und wieder mit gar keiner Ahnung vom Geschäft, fing ich einfach an. Ich habe Gewerbe angemeldet und wusste lediglich, dass es eine Konfitürenverordnung gibt und dass ich eine Gewerbeküche brauche.
Von nun an ging alles ziemlich schnell. Ich knüpfte die ersten Kontakte zu Direktvermarktern, stand auf einmal auf Bauernmärkten, Wiederverkäufer fragten an usw.
Die Produktpalette wurde dabei immer größer. Den Traum von einem kleinen Lädle hatte ich jetzt immer öfter. Aber in Irsingen, hier am Ende der Welt? Viele habe gezweifelt, ich selbst auch.
Aber schließlich ist mein Häusle das letzte Bürgermeisterhaus im Ort, hier wurden alle Amtsgeschäfte erledigt. Noch heute leben hier im Ort Paare, die in diesem Haus getraut worden sind.
Jetzt ist in diesem Raum das Marme-Lädle eingerichtet und damit wieder für alle offen.
Mittlerweile haben sich meine Produkte natürlich auch verfeinert und verbessert. Ich verwende überwiegend Früchte aus eigenem Anbau, aus der Region, von Streuobstwiesen oder Wildfrüchte.
Auf eine Bio-Zertifizierung wird dabei bewusst verzichtet, da ich sonst viele dieser Rohstoffe, z. B Streuobst und Wildfrüchte, nicht nehmen dürfte.
Im Lädle gibt es ausschließlich Produkte aus eigener Herstellung oder anderen Direktvermarktern.
Im Supermarkt finden Sie diese Spezialitäten nicht. Mein Ehrgeiz ist es, Fränkische Feinkost zu produzieren und zu vertreiben. Ich denke, das gelingt mir ganz gut.
Ehemals als Autodidaktin angefangen, halte ich jetzt Vorträge bei Gartenbauvereinen und kommen Seminare aus Landwirtschaftsschulen zu mir, um sich beraten zu lassen. Meine Fruchtaufstriche sind mittlerweile geehrt (www.marmeladen-casting.de) und ich bin zur Fränkischen Genussbotschafterin berufen worden (www.die-fränkischen-genusstage.de).
Seit Dezember 2017 bin ich anerkannter Unterstützer von Slow Food.
Und in der alten Bürgermeister-Stube herrscht wieder reges Leben.